Hero Dolomites

Bereits zum dritten Mal stand ich am Start des Hero Dolomites, eines der härtesten Eintages- Marathonrennen der Welt rund um die Sellagruppe. In Italien steht das Rennen auf der Liste der wichtigsten und prestigeträchtigsten Rennen ganz oben. Dementsprechend gut besetzt ist das Rennen in den spektakulären und atemberaubenden Dolomiten jeweils. Wer hier gewinnt, gehört zu den ganz Grossen des Marathon Sports.

Pro gefahrener Kilometer sind wohl so viele Höhenmeter zurückzulegen wie in kaum einem anderen Rennen. Auf 85km sind beeindruckende 4‘100 HM zu überwinden.
Hat man den ersten Berg erklommen, folgt nach der Abfahrt bereits der Nächste. Ein Fahren in der Gruppe ist hier zweitrangig, umso wichtiger ist ein gutes Einteilen der Kräfte.

Bei kühlen Temperaturen morgens um 07:00 Uhr startete ich eher verhalten ins Rennen Richtung Dantercepies. Als es in Corvara bereits in den nächsten Aufstieg ging, konnte ich zusammen mit meinem Teamkollegen Gioele zur nächsten Gruppe aufschliessen. In der wohl schwierigsten Abfahrt des ganzen Rennens Richtung Arabba konnte ich zusammen mit dem Italiener Jacopo Billi einen Vorsprung von rund 30s zum Rest der Gruppe herausfahren. Billi fiel dann kurze Zeit später aufgrund eins Defekts zurück. Ich konnte jedoch den längsten und härtesten Aufstieg des Tages, der zwar liebevoll Ornella genannt wird, mit einem kleinen Polster in Angriff nehmen.
Wenn man diesen Aufstieg nicht selbst gefahren ist, kann man sich schwer vorstellen, wie schwierig und steil er ist. Wir Profis klettern diese Wand während rund 45min im kleinsten Gang und mit einem 32er Kettenblatt hoch. Mitte des Aufstiegs sah ich hinter mir ein oranges Trikot näher kommen. Es war mein Kollege Fadri Barandun, der sich von der Gruppe lösen konnte und auch mich schon bald einholte. Ich heftete mich an sein Hinterrad, auch wenn ich mittlerweile auf 2‘200m.ü.M die Höhenluft wieder zu spüren bekam. Als Engadiner fühlt sich Fadri auf dieser Höhenlage wohl deutlich wohler. 😉

In einem technischen Höhenweg Richtung Pordoi Pass, der an diesem Tag in dichtem Nebel umhüllt war und immer wieder durch Schneefelder führte, konnte ich mich wieder etwas von Fadri lösen. In der Abfahrt nach Canazei konnte ich diesen Abstand etwas vergrössern.
Mit dem Passo Duron stand nochmals ein harter Brocken bevor. Der Aufstieg kann grob in drei Teile gegliedert werden. Zu Beginn ist der Aufstieg sehr steil, ehe er abflacht und dann gegen Ende nochmals steiler wird. Ich spürte den Atem einer grösseren Gruppe immer näher kommen. Zuerst überholte mich mein Teamkollege Gioele, gefolgt von Fadri und weiteren Fahrern. Meine Beine gaben leider nicht mehr allzu viel her und so musste ich den grössten Teil der Gruppe ziehen lassen. Ich fuhr einfach noch meine Pace ins Ziel und überquerte die Ziellinie als 17ter. Ich hatte mir schon mehr erhofft, doch nun gilt es das Rennen zu analysieren und die nötigen Schlüsse daraus zu ziehen.